Patientensicherheit im Fokus

Patientensicherheit im Fokus
Patientensicherheit im Fokus ©wladimir1804 - stock.adobe.com

Anlässlich des Welttages der Patientensicherheit lud der Verband forschender Arzneimittelhersteller (VfA) zu einer Infoveranstaltung in Berlin ein. Unsere Vorsitzende Sandra Schneller sprach auf dem Podium gemeinsam mit einem behandelnden Arzt von der Charité und einer Beauftragten für Patientensicherheit des Herstellers Sanofi Aventis. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach war dabei.

Arzneimitteltherapien zu verbessern, erfordert das Zusammenwirken vieler Beteiligter, sagt der VfA. Sandra Schneller nutzte die Gelegenheit auf dem Podium, um die Rolle der Betroffenen in den Prozessen hervorzuheben. „Das Schlagwort ‘partizipative Entscheidungsfindung bedeutet für uns, dass Menschen mit Diabetes deutlich stärker in die Neu- und Weiterentwicklung von Arzneimitteln und in das Therapiedesign einbezogen werden“, fasst sie zusammen. Nur so können Therapien herauskommen, die zu den Menschen passen, die sie in Anspruch nehmen. „Oft wird das Gegenteil erwartet, nämlich dass sich die Betroffenen an die Therapie anpassen.“

Digitalisierung: Effizient im System, Daten für die Forschung

Zentrales Thema im Zusammenhang mit Patientensicherheit ist die Digitalisierung, betont Schneller. Sie birgt großes Potential, die Sicherheit für Menschen mit chronischen Erkrankungen zu erhöhen. So würde eine digitale Patientenakte es allen behandelnden Ärzt:innen erleichtern, den Überblick über verschiedene diagnostische und therapeutische Maßnahmen zu behalten. Damit einher ginge eine gesteigerte Effizienz im Gesundheitssystem, von der alle behandelten und behandelnden Personen profitieren können. Digital gesteuerte Geräte erleichtern Menschen mit Diabetes den Alltag mit der eigenen Erkrankung und den verschiedenen Therapieansätzen. Schneller befürwortet auch die Nutzung anfallender Daten für Forschung und Weiterentwicklung von Therapiestrategien, soweit sie „nach datenschutzrechtlichen Vorschriften, geschieht“ – Daten also verschlüsselt und anonymisiert versandt und analysiert werden. „Viele Daten liegen brach, wir nutzen sie nicht zum Vorteil der Betroffenen.“ 

Schnittstelle Arzt: unzureichend vergütet

Eine entscheidende Rolle kommt den behandelnden Ärzt:innen zu. Sie wählen Medikamente aus und entscheiden über Therapieformen – im besten Fall gemeinsam mit ihren Patient:innen. Die dafür nötige Sprech-Zeit (im wahrsten Sinne des Wortes) wird Ärzt:innen in unserem Gesundheitssystem aber nur unzureichend vergütet. „Ein Patient kann nur eine passende Therapie auswählen, wenn er umfassend über alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten informiert ist“, mahnt Schneller. Der Arzt Dr. Bernd Leidel von der Charité pflichtet ihr bei und ergänzt: „Wenn die Therapie erfolgreich sein soll, ist es auch wichtig zu wissen, was ein Patient nicht will.“ Findet zum Beispiel der Partner die Pumpe nicht sexy, macht das Stress.

Selbst aktiv: Nebenwirkungen melden!

Und jede und jeder von uns, alle Menschen, die Arzneimittel einnehmen, können zur eigenen Sicherheit beitragen. Erst kürzlich gab es beispielsweise unter Menschen mit Diabetes Diskussionen darum, ob der Wirkstoff Teplizumab auch in Europa zur Therapie von Typ-1-Diabetes im Frühstadium zugelassen werden sollte. Einige Betroffene fürchteten, es könne zu unvorhergesehenen Nebenwirkungen oder Spätfolgen kommen. „Viele beachten dabei nicht, wie wichtig es ist, dass man Nebenwirkungen meldet, die bei einem selbst auftreten“, sagt Sandra Schneller. Erste:r Anprechparter:in dafür ist die oder der behandelnde Ärzt:in. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sammeln für Deutschland fortlaufend die Erfahrungen zur Arzneimittelsicherheit und werten sie systematisch aus.
Unter dem Link https://nebenwirkungen.bund.de kann jede und jeder Betroffene Nebenwirkungen selber melden. Zudem finden sich auf jedem Beipackzettel Kontaktmöglichkeiten, um Nebenwirkungen direkt an den Hersteller zu melden. Diese Hinweise seien für die Unternehmen wichtig, betonte Ulrike Czekalla von Sanofi Aventis und auch, dass jedem Hinweis nachgegangen werde.

Besser vorbeugen, weniger Folgeschäden

Gemeinsam mit Sandra Schneller sprach auf dem Podium Joachim Maurice Mielert, Generalsekretär des Aktionsbündnisses Patientensicherheit. Das Bündnis hat eine sogenannte ‘Never Events Liste’ erarbeitet: eine Liste von Behandlungsfehlern, die niemals auftreten dürfen und „durch systematische Sicherheitsbarrieren sicher verhindert werden sollen“. Der DDB unterstütz das Vorhabe des Aktionsbündnisses, die Liste weiter auszuarbeiten und dafür zu sorgen, dass sie Angehörigen medizinischer Berufe stets präsent ist.

Grundsätzlich kritisiert der DDB, dass unser Gesundheitssystem seinem Namen nicht ganz gerecht wird. Was Diabetes und andere chronische Erkrankungen angeht, ist es zu stark auf Behandlung von Folgeschäden ausgerichtet anstatt sinnvolle Aufklärung und Prävention zu fördern. Denn: Die sichersten Patient:innen sind und bleiben die, die auch bei chronischer Grunderkrankung möglichst lange möglichst gesund sind. Dafür machen wir uns stark!

Über Uns

Der Deutsche Diabetiker Bund (DDB e.V.), gegründet am 02.01.1961, ist Deutschlands älteste Selbsthilfeorganisation für Menschen mit Diabetes. Mit Sitz in Berlin und bundesweiten Landes- und Regionalverbänden, setzt sich der Verein seit über 70 Jahren für die Lebensqualität von Diabetikern ein. Zu den Zielen zählen eine flächendeckende ambulante und stationäre Versorgung, Prävention, Aufklärung, patientenorientierte Diabetestherapie, regelmäßige Schulungen sowie psychosoziale und sozialrechtliche Unterstützung. All dies geschieht mit dem Ziel, die höchstmögliche Lebensqualität für Betroffene zu gewährleisten.

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