Niere, Herz, Leber – ein Diabetes kann verschiedenen Organe in Mitleidenschaft ziehen. Ein Typ-2 Diabetes etwa geht häufig mit einer Erkrankung der Leber einher. In dem zentralen Stoffwechselorgan, das unter anderem Zucker und Fette aus der Nahrung verarbeitet, bilden sich Fettablagerungen. Interessanterweise verstärken sich Typ-2 Diabetes und eine Fettleber gegenseitig.
Fettleber und Diabetes hängen zusammen
Das heißt also nicht nur, dass Menschen mit Typ-2 Diabetes ein erhöhtes Risiko haben, eine Fettleber zu entwickeln. Es scheint auch andersherum zu funktionieren: Forschende der Charité in Berlin haben in einer früheren Studie beobachtet, dass eine Verringerung des Leberfetts bei Menschen mit Diabetes auch die Insulinresistenz lindert. Die Teilnehmenden an der Studie erreichten den Abbau von Leberfett auf eher überraschende Art und Weise. Nicht Sport brachte den Erfolg, auch keine Diät zur Gewichtsabnahme. Die Forschenden verschrieben den Teilnehmenden an ihrer Studie vielmehr eine proteinreiche gesunde Ernährung, ohne dass sie ihr Gesamtgewicht reduzieren mussten.
Proteinreiche Ernährung hilft
Sie erhöhten entweder den Gehalt der täglichen Mahlzeiten an tierischem Protein, also etwa Quark, Käse, Fleisch oder Fisch. Oder die Teilnehmenden erhielten bestimmte mit pflanzlichem Protein angereicherte Produkte wie beispielsweise Brot, Nudeln oder Kekse. Insgesamt ist die Ernährung während der Studie ballaststoffreich und arm an gesättigten Fettsäuren. Nach sechs Wochen proteinreicher Ernährung war bei fast allen Teilnehmenden das Leberfett deutlich weniger geworden. Gleichzeitig verbesserte sich die Insulinempfindlichkeit der Teilnehmenden. Die Körperzellen sprechen also wieder besser auf das Hormon an und können effizienter Zucker aus dem Blut aufnehmen. Um ihre vielversprechenden Ergebnisse weiter zu verfolgen, planen sie die Wissenschaftler:innen jetzt eine weitere Studie. Darin wollen sie genauer erforschen, welche Art von Proteinen die besten Effekte auf Leberfett und Insulinresistenz zeigt.
Welche Proteine sind am wirksamsten?
Sind es pflanzliche Proteine, solche aus Molke oder das Milchprotein Kasein? „Molkeprotein und Kasein unterscheiden sich sowohl in ihrer Aminosäurezusammensetzung wie in ihrer Resorptionsgeschwindigkeit“, sagt Studienleiter Prof. Andreas Pfeiffer. Sie werden also unterschiedlich schnell vom Körper aufgenommen und auf unterschiedlichen Wegen verwertet. „Dadurch wirken sie sich unterschiedlich auf Leberfett und Insulinsensitivität aus.“ Im Vergleich zu Fleisch seien beide Milchproteine zudem „sicherlich gesünder“. Pflanzliche Nahrungsprodukte sind unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit relevant und wirken positiv auf die Gesundheit – „was aber wahrscheinlich an ihren zusätzlichen Nährstoffen wie zum Beispiel Polyphenolen liegt“, erklärt Pfeiffer weiter. In der aktuellen Studie wollen die Forschenden herausfinden, ob pflanzliche Proteine ebenso effektiv wie tierische gegen das Leberfett wirken.
Im Interesse unserer Mitglieder und aller Menschen mit Diabetes unterstützt der DDB die MOCA-Studie (Molke oder Casein?) mit finanziellen Mitteln. Wir danken an dieser Stelle unseren Mitgliedern und Förderern, die dieses Engagement mit ihrer großzügigen Spenden ermöglicht haben.
Lust, mitzuforschen?
Möchten Sie mehr über Ihren eigenen Stoffwechsel und Ihre Ernährungsweise erfahren und dabei die Diabetesforschung unterstützen? Dann ist die MOCA-Studie (Molke oder Casein?) vielleicht die richtige Gelegenheit. Teilnehmen können Menschen zwischen 18 und 79 Jahren, die einen Typ-2 Diabetes haben, der bisher nicht mit Insulin behandelt wird. Um an der MOCA Studie teilnehmen zu können, muss zudem eine Fettleber vorliegen. Ob Sie davon betroffen sind, wird bei einer Eignungsuntersuchung per Ultraschall ermittelt. Im Rahmen der Studie nehmen Sie drei Wochen lang täglich ein Getränk zu sich, das entweder Erbsen-, Molkeprotein oder Kasein enthält. Zu Beginn und am Ende der drei Wochen werden Sie eingehend ärztlich untersucht. Zudem erhalten Teilnehmende eine Beratung für gesunde Ernährung. Neugierig? Für Fragen rund um den Verlauf und das Ziel der Studie stehen Studienarzt Dr. med. Stefan Kabisch und die Ernährungswissenschaftlerin B. Sc. Marta Csanalosi zur Verfügung. Sie können ihnen eine Mail mit dem Betreff „MOCA“ an folgende Mailadresse schreiben: diabetes@charite.de
Ein Interview mit Studienleiter Prof. Andreas Pfeiffer zum Thema Fettleber und mit weiteren Details zur Studie findet sich unter
https://diabetikerbund.de/mocainterview