Typ-2 im Blick

Zu acht verschiedenen Themen gab es beim Typ-2 Barcamp Gesprächsrunden.
Zu acht verschiedenen Themen gab es beim Typ-2 Barcamp Gesprächsrunden. ©SandraSchneller

Mit unserem Barcamp im Juli boten wir Raum für Austausch und Vernetzung zwischen Menschen mit Diabetes. Diesmal besonders in Blick: Typ-2-Diabetes. Wir wollten wissen: Was bewegt die betroffenen Personen, welche Themen interessieren sie und wo hakt es in der Versorgung?

Bei drückender Sommerhitze trafen wir uns im Old Smithy’s Dizzle in Berlin-Friedrichshain. Die acht Barcamp-Sessions zu ausgewählten Themen fanden in den gemütlichen und zum Glück klimatisierten Räumen der ehemaligen Schmiede statt.

Modelle der Versorgung

Ein Kernthema war natürlich die Versorgung von Menschen mit Typ-2 Diabetes. Wie ist die medizinische Betreuung gewährleistet, welche Therapien und Hilfsmittel sind sinnvoll, und wo sind Lücken in der Versorgung spürbar? Sehr deutlich wurde klar, dass viele Menschen mit Typ-2-Diabetes bessere Einblicke in die Dynamik ihres Zuckerstoffwechsels bräuchten. „Es ist enorm wichtig zu lernen, was man beeinflussen kann – durch das eigenen Verhalten oder die Ernährung“, sagt DDB Vorsitzende Sandra Schneller, die selbst ihren Typ-1-Diabetes mit Sensor und Pumpe managt. „Man kann die Betroffenen nicht einfach im Blindflug lassen!“

Denn suboptimale Stoffwechseleinstellungen begünstigen auf Dauer viele der Folgeerkrankungen eines Diabetes. Sie sind letztendlich oft der Grund, warum Krankenhausaufenthalte nötig oder die Betroffenen sogar arbeitsunfähig werden. In der Runde wurden verschiedenen Vorstellungen und Modelle der Versorgung diskutiert. Zumindest die Teststreifen zum blutigen Messen sollten für alle Typ-2er in ausreichender Menge frei verfügbar sein. Möglich wären auch Kostenübernahmemodelle, bei denen Menschen mit Typ-2-Diabetes. in Phasen der Umstellung für einige Monate mit einem Sensor ausgestattet werden. Im Sinne der Vorbeugung von Begleiterkrankungen und um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, setzt sich der DDB dafür ein, alle Menschen mit Diabetes mit CGM-Systemen auszustatten.

Schulterschluss mit Nierenverband

Verschiedenen ‘Begleit- und Folgeerkrankungen’ widmete sich eine eigenen Session des Barcamps. Hier waren Mitglieder des Bundesverbandes Niere e.V. live von einem Treffen in Mainz dazugeschaltet. Die Niere ist eines der Organe, die bei Menschen mit Diabetes häufig geschädigt sind. Dialyse, Transplantation, Nachsorge – das alles sind Themen die uns miteinander verbinden. Aber auch organtransplantierte Menschen können durch die medikamentöse Therapie in der Nachsorge einen Typ-2-Diabetes entwickeln. Der DDB und der BV Niere haben sich deshalb vorgenommen, unsere Zusammenarbeit künftig weiter auszubauen.

Eine weitere häufige Begleiterscheinung von Typ-2-Diabetes ist die Adipositas. Übergewicht ist einer der stärksten Risikofaktoren, die die Entstehung von Diabetes begünstigen. Wie Ernährung, Gewichtskontrolle und Typ-2-Diabetesmanagement ineinandergreifen, darüber sprachen Teilnehmende des Barcamps in der Session ‘Ernährung und Remission’.

Ausblick

Für uns war das Barcamp im Berliner ‘Old Smithy’s Dizzle’ eine positive Erfahrung. Sie bestärkt uns darin, den Austausch und die Vernetzung von Menschen mit Diabetes untereinander und mit anderen Interessengemeinschaften weiter zu fördern. Für die Planung weiterer Veranstaltungen nehmen wir Ihre Anregungen und Wünsche gerne auf! Welche Probleme im Alltag beschäftigen Sie? Welche Einblicke in Forschung oder Politik wünschen Sie sich? Welche Schieflagen in der Versorgung fallen Ihnen auf? Schreiben Sie uns gerne an kontakt@diabetikerbund.de

Bewegung: Oft leichter gesagt als getan

Und natürlich durften die Themen ‘Sport und Bewegung’ nicht fehlen. Doch: „Beweg Dich mal! Das ist leicht gesagt“, mahnt Sandra Schneller. In der Realität geraten nicht wenige Menschen mit Adipositas (und Typ-2-Diabetes) in einen Teufelskreis aus Gewichtszunahme und eingeschränkter Beweglichkeit. Hohes Körpergewicht geht auf die Gelenke, ein Diabetes kann Blutgefäße schwächen und schädigen… Da steigt man nicht mehr einfach auf die Geräte im Fitness-Studio. Für Betroffene ist es besonders wichtig, individuell auf ihren Bedarf abgestimmte Bewegungsangebote und Beratung zu bekommen.

Miteinander füreinander

Ein weiteres Thema, das Menschen mit Diabetes und Adipositas verbindet, ist die gesellschaftliche Stigmatisierung. Noch immer kämpfen sie damit, dass ihnen unterstellt wird, für ihre Erkrankungen selbst verantwortlich zu sein. „Nur wenige Leute sind bereit, überhaupt über ihre Krankheit zu reden, weil ihr der Ruf der Lifestyle-Erkrankung anhängt“, bedauert Sandra Schneller. Beim Gespräch im geschützten Raum wurde eines – mal wieder – klar: Gegen Ausgrenzung hilft Aufklärung und ein starker Zusammenhalt untereinander. Mit Veranstaltungen wie dem Barcamp regt der DDB Menschen deshalb an, sich miteinander auszutauschen und zu vernetzen, gemeinsame Themen und Handlungsfelder zu definieren und füreinander einzustehen.

Über Uns

Der Deutsche Diabetiker Bund e.V. besteht aus dem Bundesverband und 8 Landes- bzw. Regionalverbänden. Kompetente Ansprechpartner finden Sie in der Bundes- und den Landesgeschäftsstellen, bei unseren Diabeteslotsen und Sozialreferenten, in Selbsthilfegruppen und bei den Rechtsanwälten aus dem Rechtsberatungsnetz des DDB.

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